Vom 29. Oktober bis zum 6. November fand am Tegernsee in Bad Wiessee die Offene Bayerische Meisterschaft statt. Nachdem Artur Jussupow die Eröffnungsrede gehalten hat, fanden sich knapp 500 Schachspieler in der Wanderhalle ein und kämpften von nun an in 9 Runden um jeden halben und ganzen Punkt.
Von der SVB waren mit Marcus Scheele, Berthold Riering und Maximilian Reuter drei Spieler am Start. Auf der 7 stündigen Autofahrt konnte man genügend über das Schachspiel philosophieren und über die selbstgesteckten Ziele. Marcus und Berthold spielten dieses Turnier zum 2. Mal mit und wollten diesmal ihren letzten Score von 4,5 Punkten toppen und 5 Punkte erreichen.
Nach der letzten nervenaufreibenden Runde hatten wir alle 4,5 Punkte und somit einen Score von 50 Prozent der möglichen Punkte. Unterm Strich können wir allesamt zufrieden sein, auch wenn die angepeilten 5 Punkte nicht ganz erreicht wurden. 9 Runden in einer tollen Atmosphäre und die Umgebung von See und Berglandschaft haben eine schöne Kombination von Urlaub und Wettkampf beinhaltet. Der Sieger des Turnieres wurde GM Areshchenko vor GM Nisipeanu (Spitzname Dieter 😀 ).
Anbei von jedem Spieler eine Partie als Impression der Leistung:
Scheele, Marcus (2022) – Schotzing, Detlef (2141)
1.e4 d5 2.exd5 Sf6 3.d4 Sxd5 4.Sf3 Lg4 5.h3 Lf5 6.c4 Sb6 7.Sc3 Sc6 8.Le3 e6 9.Tc1 Le7 10.c5 Sd5 11.Sxd5 exd5 12.Lb5 0-0 13.Lxc6 bxc6 (Bild 1)
Schwarz hat eben ein Doppelbauer auf der c-Linie verpasst bekommen, wofür Schwarz das Läuferpaar erhält.
14.Da4 Ld7 15.0-0 f5 16.Se5 f4 17.Ld2 Lh4 18.Tc3 Lg5 19.Tf3 Lh6 20.Te1 Tf6 21.Ta3 g5 22.Da6 Lc8 (Bild 2)
Die Dame hat die Aufgabe am Damenflügel erfüllt und schwenkt nun zum Königsflügel herrüber.
23.De2 Lg7? ( besser 23…Te6 24.Dh5 Df6=) 24.Dh5 Lf5? 25.Dxg5 Df8 26.Tf3 Kh8 27.Lxf4 Te8 28.Le3 Te7 29.Dh5 (Bild 3)
Mittlerweile konnte Weiß schon zwei Bauern gewinnen und droht im Diagramm Txf5 nebst Sg6+ Gabel gegen Dame, König.
29…Le4 30.Txf6 Lxf6 31.Lf4 Tg7 32.Lg3 Kg8 33.b4 Tg5 34.Dd1 Dg7 35.Te3 Lxe5 36.dxe5 Txe5 37.Dd4 Te7 38.Dxg7+ Txg7 39.Kh2 h5 40.f3 Lb1 41.Le5 Te7 42.Ld4? Txe3 43.Lxe3 Lxa2 44.Kg3 Kf7 45.Kf4 Kg6 46.g4 Lc4 47.Ld4 Le2 48.Kg3 a6 49.f4 hxg4 50.hxg4 Ld1 (Bild 4) 51.f5+ Kg5 52.Le3+ Kf6 53.Kf4 Kf7 54.Ld4 Le2 55.g5 Lh5 56.g6+ Lxg6 57.fxg6+ Kxg6 58.Kg4 Kh6 59.Kf5 Kh5 60.Le5 Kh4 61.Lxc7 Kh3 62.Le5 Kg2 63.Ke6 Kf3 64.Kd6 Ke4 65.Lh8 d4 66.Lxd4 Kxd4 67.Kxc6 Kc4 68.Kb6 Kxb4 69.c6 a5 70.c7 1-0
zum Nachspielen: http://www.viewchess.com/cbreader/2016/11/13/Game1305234.html
Akstinat, Sven-Holger (2042) – Reuter, Maximilian (1852)
1.b3 e5 2.Lb2 Sc6 3.e3 d6 4.f4 Sf6 5.Sf3 e4 6.Sd4 Sxd4 7.Lxd4 c5? (besser 7…d5) 8.Lxf6 Dxf6 9.Lb5+ Ld7 10.Lxd7+ Kxd7 (Bild 1)
Schwarz schlug fälschicherweise mit der Dame auf f6 zurück, um keinen Doppelbauern zu erhalten. Doch nun ist der König in der Mitte gestrandet.
11.Sc3 De6 12.De2 d5 13.f5 Dc6 14.0-0 Le7 15.Dh5 Taf8 16.Se2 Lf6 17.Tab1 g6 18.Dh3 g5 19.Dh5 Ke7 20.b4 b6 21.b5 Dd6 22.Sg3 Thg8 (Bild 2)
23.De2Te8 24.d3 exd3 25.Dxd3 Kf8 26.e4 Ld4+ 27.Kh1 f6 28.c3 Le5 29.exd5 c4 (Bild 3)
c4! ist ein ganz wichtiges Bauernopfer. Ansonsten kommt Weiß selbst zu c4 und hat den Freibauern gestützt. Nach Dxc4-Lxg3 31. hxg3- Dxg3 schwebt auch der weiße Monarch in Gefahr.
30.Dxc4 Lxg3 31.hxg3 Dxg3 32.Tf3 De5 33.Db4+ Kf7 (Bild 3)
Es droht g4 nebst Tg5, Th5+. Daher gab Weiß seinen Freibauern auf. Eine andere mögliche Variante wäre (34.d6 g4 35.Tf4 Tg5 36.Txg4 Th5+ 37.Th4-Dxf5 +=) gewessen.
34.Dg4 Dxd5 35.Th3 Tg7 36.Td1 De4 37.Dxe4 Txe4 38.Thd3 Te7 39.Td7 Tg8 40.g4 Tge8 41.Kg1 Kf8 42.Kf1 Kf7 43.T1d6 Txd7 [43…Tc8 44.Td3] 44.Txd7+ Te7 45.Td4 ½-½
zum Nachspielen: http://www.viewchess.com/cbreader/2016/11/23/Game791684390.html
Tunka, Josef (1850) – Riering, Berthold (1992)
1.c4 e5 2.Sc3 Sf6 3.g3 d5 4.cxd5 Sxd5 5.Lg2 Sb6 6.Sf3 Sc6 7.d3 Le7 8.0-0 Le6 9.b3 0-0 10.Lb2 f6 11.Tc1 Sb4 12.Sd2 c6 13.a3 S4d5 14.Sc4 Sxc3 15.Txc3 Sd5 16.Tc1 Dd7 17.Dc2 Tfd8 18.Tfd1 Die Stellung ist sehr ausgeglichen. Da ich 150 Punkte Vorsprung hatte und wegen der Tutniersituation wollte ich auf Gewinn spielen. Deshlab nicht T c8, sondern einen Zug der Ungleichgewichte schafft. 18…Sc7 19.d4 exd4 20.Txd4 De8 21.Tcd1 L c5 , mein ursprünglicher Plan, geht nicht, weil nach Turmtausch weiße Springer nach a5 kommt 21…Sb5 22.Txd8 Txd8 23.a4 Sd6 24.Se3 Df7 25.Td3 Sc8 26.Txd8+ Lxd8 27.Dd2 Diagramm [1]
Der Kampf um offene Linien kann ich nicht gewinnen. Das Endspiel ist nicht ganz chancenlos, da ich Bauernmehrheit am Damenflügel habe, deshalb:
27…Dd7 28.Dxd7 Lxd7 29.Lc3 Le6 30.b4 Kf7 31.Kf1 Ke7 32.Le4 g6 33.Ke1 Sd6 34.Lc2 Lb6 Diagramm [2]
Ob ich wirklich das Läuferpaar mit L e3 aufgegeben hätte, weiß ich nicht. Die Drohung L e3 x veranlaßt gegner und Computer aber zu weiterem Rückzug.
35.Sd1 f5 36.a5 Lc7 37.Sb2 Sb5 38.Ld2 Diagramm [3]
Vor 10 Zügen standen meine Figuren noch auf der 7. und 8. Reihe. Jetzt ist es umgekehrt. Ich habe also einen Fortschritt erzielt, auch wenn der Compter nur 0,31 Vorteil sieht.
38…Sa3 39.Ld3 Le5 40.Sa4 Lc4 41.Sc5 b6 42.axb6 axb6 43.Sa4 Lxd3 44.exd3 Ld4 45.Ke2 Kd6 46.Sc3 Sc2 47.Sd1 Lf6 48.Lf4+ Le5 49.Ld2 Ke6 50.f4 Lf6?? Diagramm [4]
Warum ich nicht L d6 gespielt habe, weiß ich nicht. 51.h3 Le7 Jetzt wird der Bauer gewonnen. 52.Se3 Sxb4 53.d4 b5! 54.g4 Sd5 55.gxf5+ gxf5 56.Sg2 Sf6 57.La5 Se4 58.Kd3 Kd5 59.Le1 Ld6 60.Se3+ Ke6 61.Sg2 Sf6 62.Ld2 Sd5 63.Lc1 Lb4 Diagramm [5]
Versuch, Zugzwang zu provozieren 64.Ke2 Lc3 65.Kd3 b4 66.Se3 Sxe3 67.Lxe3 Kd5 68.Lf2 Lb2 69.Le3 b3 70.Lf2 Lc1 71.Kc3 b2 72.Kc2 Ke4 0-1
zum Nachspielen: http://www.viewchess.com/cbreader/2016/11/14/Game308022562.html