In der 7. Runde der Bezirksliga spielten die 1. Mannschaft gegen Sankt Pauli 5. Da wir in der letzten Runde ziemlich kläglich verloren hatten, mussten wir unbedingt gewinnen, um Aufstiegschancen zu wahren. Sankt Pauli war Tabellenführer. Sankt Pauli hat im Kampf auch ausgesprochen ernst genommen. Dies zeigt sich daran, dass an bereit 8 erstmals ein Ersatzspieler eingesetzt wurde, der von allen beteiligten Spielern die höchste DWZ hatte.
Die DWZ zahlen waren im Durchschnitt ausgeglichen. Insoweit wurde ein enges Match erwartet. Sankt Pauli hatte an den Brettern 1, 4 und 8 Vorteile, wir an den anderen jeweils nur einen kleinen Vorsprung.
Als ich die Spielberichtskarte erhielt, bemerkte ich, dass Sankt Pauli an Brett 7 einen Spieler eingesetzt hatte, der in der 7. Runde bereits in der Landesliga gespielt hat und deshalb nicht spielberechtigt war. Nach dem Reglement führten wir also bereits 2 zu 0. Dies wussten aber nur Stephan und ich.
Mein Gegner spielte mit Weiß eine Eröffnung, die in Großmeisterkreisen als stillschweigendes Remisangebot gilt. Ich kam demgemäß gut aus der Eröffnung. Ich traute mich aber nicht, meinen guten Läufer gegen den Springer zu tauschen und damit Weiß 2 Bauernschwächen zu verschaffen. Wir hatten dann eine Stellung erreicht, bei der beide Seiten ihre Figuren nicht mehr verbessern konnten und Abwartezüge machen mussten. Da wir 2 zu 0 führten und zu diesem Zeitpunkt die anderen Bretter nicht schlecht standen, bot ich Remis die an, was angenommen wurde.
Oliver hatte in seiner Partie 2 positionell falsche Züge gemacht und sich dadurch schwache Felder verschafft. Sein sehr guter Gegner nutzte dies aus und gewann. Dies war allerdings wegen der falschen Aufstellung durch Sankt Pauli unerheblich.
Christoph an Brett 7 hatte Bauern weniger, verteidigte sich aber gut und konnte das Unentschieden halten. Auch dieses Ergebnis war unerheblich.
Bernd hatte fast alle Figuren abgetauscht, aber dann doch noch schönen Angriff. Der König des Gegners stand in der Mitte. Wenn er die offene Linie mit seinen Türmen besetzt hätte, statt noch seinen Springer gegen den Läufer zu tauschen, wäre mehr möglich gewesen. Zum Schluss schloss er mit Unentschieden ab.
Zu diesem Zeitpunkt stand Slobodan sehr gut, Wolfgang hatte Angriff und Stefan stand solide. Siaquiyah hatte Bauern weniger, dafür waren aber alle seine Figuren entwickelt. Dies war mindestens ausreichende Kompensation.
Slobodan entschied sich dann für die lange Rochade und öffnete dem Gegner damit Gegenspiel. Zur Abwehr des Mattangriffs musste Slobodan Figur geben, hatte dafür aber einige Bauern, die am Königsflügel liefen. Objektiv war die Stellung wohl verloren aber es gab wohl Mogelchancen. In dieser Situation bot Slobodan im 41. Zug Remis an. Sein Gegner wartete fast 20 Minuten, um abzuwarten, wie die anderen Partien liefen. Seine Zeit lief weiter. Als er sich entschloss, doch weiter zu spielen, hatte er nur noch 14 Minuten auf der Uhr. Das sollte sich später rächen.
Wolfgang hatte mit seinen Türmen die d-Linie besetzt. Im Zuge seines Angriffs den H-bauern gewonnen. Hier erwartete ich einen Gewinn.
Siaquiyah hatte den Bauern zurückgewonnen und ein optisch besseres Endspiel.
Stefan hatte derweil Bauern verloren (oder geopfert?). Plötzlich kamen seine Figuren zum Königsangriff, der nun dadurch abgewehrt werden konnte, dass die meisten Figuren getauscht und Bauer zurückgegeben wurde. Es entstand ein Endspiel mit jeweils Turm und Läufer. Stefan hatte 2 verbundene Freibauern, sein Gegner die beiden Randbauern. Sein Gegner verteidigte nach meinem Eindruck dann viel zu passiv und geriet in eine Fesselung so dass Stefan gewann. Unter Berücksichtigung des Aufstellungsfehlers hatten wir damit bereits 4 Brettpunkte.
Siaquiyahs Gegner hatte für 10 Züge nur noch 90 Sekunden auf der Uhr. Trotzdem war es Siaquiyah, der eine Läufergabel übersah und verlor.
Slobodans Gegner hattet derweil 2 Springer mehr gegen 4 Bauern. Allerdings hatte er auch nur noch zu weniger als 3 Minuten für den gesamten Rest der Partie. Slobodan gewann Springer zurück und den letzten Bauern des Gegners, so dass Remis sicher war. Er schloss dann mit unentschieden ab. Bei engerem Mannschaftskampf hätte er versuchen können, den Gegner über die Zeit zu heben.
Wolfgang hat in ein Turmendspiel abgewickelt mit Bauern mehr. Hier gab es zahlreiche Gewinnenversuche, aber die alte Regel, dass ein Turmendspiel immer Remis ist, bewahrheitete sich. Auch hier hatte Wolfgangs Gegner nur noch 1 Minute, Wolfgang 5. Wolfgang versuchte nicht, den Gegner über die Zeit zu heben, sondern bot Remis an.
Unter Berücksichtigung des Aufstellungsfehlers haben wir damit 5 zu 3 gewonnen. Wie soll man das bewerten? Sankt Pauli und HSK haben immer die Möglichkeit, durch Ersatzspieler den Charakter einer Mannschaft zu verändern und dadurch Mannschaftskämpfe auch zu beeinflussen. So spielte hier an Brett 8 der stärkste Spieler des ganzen Abends. Wenn diese Vereine die Möglichkeit haben, die Regeln auszunutzen, müssen sie sich umgekehrt auch an die Regeln halten. Schach lebt im übrigen davon, dass Regeln bestehen. Ohne Regeln, wie die Figuren ziehen, wäre Schach gar nicht möglich. Also sollten auch die anderen Regeln eingehalten werden.
Wir sind damit wieder Tabellenführer, allerdings nur mit 2,5 Brettpunkten Vorsprung. HSK 13 kann in dieser Runde noch mit Mannschaftspunkten gleichziehen und Barmbeck 3 lauert mit einem Mannschaftspunkt weniger dahinter. Wir spielen noch gegen Barmbeck und Sankt Pauli gegen HSK 13. Es wird also 2 sehr spannende letzte Runden geben.